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Bis längstens 1. August 2009 ...

Deutschland, Österreich, Liechtenstein, die Schweiz und weitere Länder mit deutschsprachigen Bevölkerungsteilen vereinbaren am 1. 7. 1996 mit der Wiener Absichtserklärung die reformierte und ab 1. 8. 2009 verbindliche Orthografie

Sprache ist anfänglich vierfach in definitorischer Hinsicht unterscheidbar: nämlich in Kirchen-, in Verwaltungs-, Kanzlei- oder Amts- und in Volkssprache. Seit immer kann Kommunikation nur einzeln oder für beschränkte Gruppen mündlich oder als Handschrift, von Skriptorien produziert schriftlich weitergegeben werden. (Erst mit neuen Medienformen, dem Buchdruck änderte sich dies ab dem 16. Jh.)
Kirchensprache galt lange als höchste Sprachqualität, denn diese Sprache sei von Gott direkt gestiftet. Weltliche Herrschaft wurde von religiöser oft legitimiert. Deshalb richtete sich Kanzleisprache am religiösen Standard aus. Latein galt daher für öffentliche Amtshandlungen und für jeden als verbindlich. Nichtgebrauch dieser Konvention wurde von Kirche und Staat als falsch und strafrechtlich relevant gewertet. Als gebildet galt, wer sich schriftlich und mündlich konventionsgemäss ausdrücken konnte. Noch heute benutzt der Papst für offizielle Lehren der lateinischen Sprache; und auch etwa Prädikate, zB. bei universitären Abschlüssen sind Latein.
Im Zeitalter der Renaissance löste sich die weltlichen Sprachkonvention von der religiösen Sprachdominanz. Volkssprache wurde dafür immer dominanter. Bis dahin hängte Kommunikation noch mehr von Bildung und Verfügbarkeit ab. Texte waren nur mündlich oder handschriftlich verfügbar, und deshalb mehr oder weniger exklusiv und mit häufigen sowie typischen Fehler von lokalen Skriptorien-Werkstätten durchsetzt. Erst mit dem Buchdruck im 16. Jh. wurden Texte über-regional und allgemein verfügbar sowie erschwinglicher.

Erst als Folge der Reformation anerkannte die Kirche Volkssprache für religiöse Texte. Zur kommunikativ veränderten Art trug etwa Martin Luther mit seiner Bibelübersetzung in Volkssprache bei (1520). Johannes Gutenberg druckte die Bibel noch in Latein (1552-54). Der Reformator und Buchdrucker Hans Lufft druckte aber bereits 1534 Luthers Übersetzung. Texte waren erstmals breiter verfügbar. Ein Herrschaftwechsel mittels "richtiger" Sprache fürs Volk wurde immer offensichtlicher. Jedes Land bestimmte immer mehr seinen Sprachstandart selbst, wobei Latein oft parallel und als gleichwertig gebraucht wurde; etwa bis heute offiziell an den Universitäten für Prädikate bei Abschlüssen oder Formeln bei Berufungen von Professuren - auch in der Medizin oder in der Rechtsprechung sind lateinisch Begriffe für ihre Fachsprachen zentral.

Die wenigsten sind Schauspieler (für"gutes" Bühnen-Deutsch wird 'Der Siebs' als Konvention anerkannt und als verbindliche Quelle konsultiert). Die meisten müssen sich allerdings kommunikativ bewähren. Dazu ist „richtiges“ Deutsch und die gültigen Konventionen anzuwenden, die jeweils im 'Duden' veröffentlicht sind.

Diese Konventionen werden nicht nur in der Schule gelehrt, sondern auch offiziell, etwa bei Bildungsabschlüssen, gedruckte Erzeugnisse oder bei einer Amtshandlung gefordert, wenn nicht anderes ausdrücklich für einen singulären Anlass als „richtig“ toleriert wird (etwa bei Hochzeitszeitungen oder Faschingsveranstaltungen).

Wortursprünge sind seit 1996 weniger wichtig als das Reformziel, welches statt Herkunft einfacheren Spracherwerb und Rechtschreibsicherheit beabsichtigt. Etwa sollte man vor der Reform am Schriftbild die mittelalterlichen Wurzeln des deutschen Worts 'groß' sehen. Oder man sollte sehen, dass das seit 1996 richtig geschriebene deutsche Wort 'Spagetti' vom italienischen 'spaghetti' herkommt und dass das eingedeutschte 'Fotografie' und 'Orthografie' vom griechischen 'Photographie' und 'Orthographie' abstammt. Wobei nach der Reform der Reform im Jahre 2010 einiges wieder rückgängig gemacht wurde. So gilt jetzt wieder 'Photographie' oder 'Orthographie' als richtig, aber nur noch 'Spagetti'. 'Groß' muss noch heute in Deutschland als richtig anerkannt werden, während in der Schweiz nur 'gross' als richtig geschrieben gilt, 'dass' ist jetzt überall richtig und nicht mehr nur 'daß'; auch darf wieder 'sie' oder 'Sie' als Anrede stehen, nur muss die Anrede konsequent gross- oder klein-geschrieben durchgehalten sein.

Ein in Deutschland gebräuchliches eigenens Zeichen/Buchstaben 'ß', das den mittelalterlichen Laut 'tz' ('scharfes S') bezeichnet, ist in der Schweiz schon lange unüblich geworden, weswegen für Schweizer Texte überall anstatt 'ß' nur noch 'ss' steht. Seit 2009 ist dies verbindlich und alles andere falsch, wenn ein einheitlicher Gebrauch im Schweizer Text besteht. (Man denke etwa an 'aß' vom Verb 'essen', aber 'Aas' als Synonym für Substantiv 'Kadaver'.) Bis 1996 was die 'ss'-Schreibweise für Schweizer Autoren lediglich akzeptiert.

In der englischen Sprache wird der sächsische Genitiv durch ein apostrophiertes s am Ende der regierten Phrase geschrieben Peter’s car [beziehungsweise mint einem Apostoph, wenn der Name in der Grundform bereits auf 's' endet – The car of John Sims = John Sims' car – Ergänzung: www.sprachen-texte.ch/. ] <...> Im Deutschen war die Schreibung mit Apostroph im 19. Jahrhundert noch die vorherrschende Form.[4] Der Duden missbilligte sie zunächst nur: Bei Genitiven sei es „nicht erforderlich“, einen Apostroph zu setzen. Dies wurde jedoch in der Reform der deutschen Rechtschreibung von 1901 abgeschafft – die Schreibung des sächsischen Genitivs mit Apostroph war damit generell als falsch zu werten. Dies wurde jedoch nicht vollständig in die (schriftliche) Alltagssprache übernommen; noch in den 1920ern war die apostrophierte Schreibweise die gängige Wahl vieler Unternehmen (Meier’s Weltreisen, Hütter’s neue Wohnwelt etc., vgl. auch Beck’s, Brehm’s), welche im Nachhinein umfirmierten. Seit der Rechtschreibreform von 1996 ist diese Verwendung zulässig, wenn sie die Grundform eines Eigennamens verdeutlichen soll (z.B. Andrea’s Blumenecke).



Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4chsischer_Genitiv

Korrektes Sprechen und Schreiben wird seit Langem nicht nur gefordert, sondern heute auch immer mehr praktiziert. Man soll möglichst allgemein alle ansprechen, so die Forderung, damit sich niemand in einer (historisch mit-einschliessenden) Wort-Form als darin auch mit-gemeinter und nicht ausgeschlossen fühlen könnte. Keine Ansprache beginnt heute, in der man nicht alle, sondern explizit beide Geschlechter nennt; also: 'Liebe Studenten und Studentinnen',' Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen...'.

Sprachökonomen monieren so eine geringere Verdeutlichung von Sprache und eine unerwünschte Textvergrösserung aufgrund von korrektem Kommunizieren, das (weil noch nicht verbindlich definiert, wer alles mitbedacht werden muss) Anlass zur formalen Kritik gäbe und dadurch die inhaltliche Textkritik verdecke.

Anlässlich des '25 Jahre Jubiläums der Rechtschreibreform', ihren Absichten damals und ihrer erreichten Ziele heute, beleuchtet ein Kommentarvon Ralph Caspary den Ist-Zustand "der deutschen Sprache". Vieles sei heute kaum noch ein "Aufreger", doch der geistige Unterbauch und die Absicht von damals sei vergessen, weil man ein neues Kampffeld mit dem "richtigen Gendern" fand, was (weil noch nicht normiert) genauso "Privatsprache" sei.

Es sind heute vor allem zwei Möglichkeiten zu erkennen, da die grafischen ( 'StudenIn', 'Student_in' oder 'Student*') Vorschläge sich nicht durchsetzten: Einmal wird versucht ein 'Nomen' als 'Verb-Form' zu gebraucht; also statt "Mitarbeiterin und Mitarbeiter' 'Mitarbeitende', 'Studierende' ... Die andere Variante ist die Vermischung möglichst vieler zentraler Bereiche, mit der man kommunizieren möchte. Also nicht 'Schweisserin und Schweisser', sondern 'Schweisserin und Elektriker' wenn man mit der Baugewerbe-Branche kommuniziert. Deshalb erging eine Entscheidung der Sprachkonferenz diesbezüglich. Man müsse kein bestimmtes grafisches Mittel verpflichtend gebrauchen um zu kommunizieren, man solle aber (bis zum endgültigen Entscheid) alle Angesprochenen in seiner Kommunikation gebührend mit berücksichtigen.

* Der Duden in 12 Bänden, Band 1 Rechtschreibung - der deutschen Sprache und: Band 4 Grammatik, 1996/21., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Dudenredaktion (Hrsg.), Mannheim, Leipzig, Wien und Zürich (1880/1).

* ' TITELTHEMA: LÜGEN NACH ZAHLEN; Optische Täuschung – Auch scheinbar objektive Grafiken können einen falschen Eindruck erwecken. Allein durch ihre Darstellung können sie übertrieben oder verharmlosen. Acht Kniffe, mit denen Infografiker ihre Schaubilder frisieren.', in: 'Die Zeit', Nr. 18/27. April 2017, S. 38.

* ' "Wir sind kein Therapie-Ort" - Wohin steuert das dauerkriesengebeutelte Deutsche Museum in Berlin? Fragen an den neuen Direktor Raphael Gross.', in: 'Die Zeit', Nr. 18/27. April 2017, S. 19.

* https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A4chsischer_Genitiv (aufgerufen am: 31. Januar 2017).

* https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Duden (aufgerufen am: 25. Februar 2018).

* https://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Linguistik (aufgerufen: 25. Februar 2018).

* https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/wie-sprache-sich-veraendert-duden-chefredakteurin-dr-kathrin-kunkel-razum-100.html

* Ralph Caspary, Hörbeitrag von 4 Minuten auf SWR 2, Sendeschiene 'Wissen aktuell - SWR2 Impuls' ( 16 bis 17 Uhr) vom 1. 8. 2023: https://www.ardaudiothek.de/episode/wissen-aktuell-swr2-impuls/kommentar-25-jahre-rechtschreibreform-endlich-mehr-sprachbewusstsein/swr2/94654056/
- "Rechtschreiben – Ist die Orthografiereform geglückt?", 50 minütige Diskussionssendung in der Sendeschiene 'Forum' (17:05 bis 17:55) vom Mo., 14.8.2023, https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/rechtschreiben-ist-die-orthografiereform-geglueckt-swr2-forum-2023-08-14-100.html

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