Vertrauen durch

zuverlässige Effizienz

Oft unterschätzt werden ...

... kulturelle Differenzen in kommunikativer Situationen

Einfaches und verständliches Kommunizieren ist von allen Lernbar
Elegantes Kommunizieren müssen alle mehr oder minder üben

In Holland oder England will die Konvention zusätzlich einen Auftrittsapplaus fürs Orchester, sobald das erste Mitglied davon die Bühne betritt. Speziell wird noch in England der Konzertmeister mit einem Auftrittsapplaus bedacht. Und nach einem zweiten Auftrittsapplaus für den Dirigenten wird zuerst die englische Nationalhymne musiziert, bevor die eigentliche Vorführung beginnen darf, welche im Programm detailliert beschrieben ist.

Der französische Gruss 'à Dieu' ist beim Deutschen 'Adieu' mindestens auch doppeldeutig, wobei die zukünftige Hoffnung noch genauer ausgerichtet sein kann, ob es ausgesprochen oder nur mitgedacht ist: '(Man wird sich - generell oder verbindlich erst - wieder sehen) bei Gott!'; also vermutlich erst, wenn man gestorben ist.
Dieses Wortzeichen ist (wie dort vorherrschend) im christlichen Alpenländischen Sprachraum gemeint, nicht nur als genereller Abschiedsgruss. Es verspricht künftig ein Wiedersehen; denn in 'Adieu/à Dieu' ist ein Versprechen beinhaltet, sowie eine unbewusst (?) ideologisch mit ausgesproche Hoffnung (vor dem "richtigen" Gott).

Also ähnlich dem italienischen Abschiedsgruss 'Ci-vediamo' .'Ci' = hier; Vediamo = erste Person plural futur von 'vedere' = wir werden uns (wieder)sehen. Bei diesem Wort ist also ebenfalls ein präzises Versprechen enthalten (ansonsten stünde im Text der neutralere Abschiedsgruss 'addio').

Im lateinisch geprägtem Sprachraum werden mit verschiedenen grammatikalischen Verbformen verschiedene Zeitverhältnisse von Vergangenheit ausgedrückt. Man unterscheidet zwischen 'präziser', 'perfekter' oder 'imperfekter' Zeit und drückt damit indirekt die Bedeutung für seinen Sprecher aus.:

* Besonders eindeutige Vergangenheit (etwa mit einer zeitlichen Begrezung) wird mit einer besonderen Verbform in Italien ('passato rimoto'), Frankreich ('passé simple') oder in Spanien (perfetto indefinido') angezeigt; allerdings nur in Spanien wird diese Form auch zwingend im Alltag gesprochen, während diese in Italien oder Frankreich nur geschrieben wird; und auch nur dann, wenn auf die Bildung des Schreibers für diese sprachliche Feinheit hingewiesen werden soll. (Also nicht in Bulevarzeitungen, aber gewiss in Prüfungsarbeiten!)

* Im Franzoschischen unterscheidet man auch in gesprochener Sprache zwischen der Gegenwart/Präsens ( je vais au cinéma), der unmittelbaren Zukunft (dans 5 minutes je suis en train d'aller au cinéma), der Naheliegenden Zukunft (dans une demi heure je vais aller au cinéma) und der eindeutigen Zukunft (Demain j'irai au cinéma).

* In deutschsprachigen Länder sind solche Unterscheidungen weniger wichtig. Man kann mit einem Zeitadverb eine andere Verbform verwenden. Also: In 5/30 Minuten/morgen gehe ich ins Kino. Oder mit Wortstellung oder Betonung weist man auf den, für den Sprachbenutzer wichtigen Zeitpunkt hin. Man kann also korrekt genauso sagen: 'Ich gehe morgen ins Kino!' (= irgendwann!) Oder: 'Morgen gehe ich ins Kino!' (= genau, weil nicht übermorgen oder in einer Woche ...)

* Der Begriff 'Matura' versteht man sowohl in der Schweiz als auch in Österreich als einen selben Schulabschluss mit Berechtigung für ein Hochschulstudium. In Deutschland ist das richtige Wort dafür 'Abitur' oder 'Reifezeugnis' (und letzteres wird auch in Österreich ab und an verwandt).

* Schimpft ein Österreicher über einen Deutschen, heisst dieser bei ihm 'Pikee'; der Deutsche nennt den Schweizer Kuh-Schweizer, und beim Schweizer ist ein Deutscher ein 'Schwabe'.
Deutsche und Österreicher verwenden jeweils ein landestypisches Attribut. Damit erreichen sie auch "richtige" Interpretation. Wobei Österreicher das Attribut als "eigentliches" Wort als typisch deutscher Charakterzug verwenden. Die Nationalität müssen sie nicht mehr extra nennen, weshalb man ohne Aussageverlust ein Wort einsparen kann. (Dadurch lässt sich auch eine These von 'Sprachwandel' belegen.) Mit dem Nachnamen eines Militär-Komponisten ist man "einspare-berechtigt", weil das Wort kürzer definiert das Gleiche sagt und ist als Zeichen offensichtlich für etwas eingesetzt, das vermutlich nur wenige Nutzer mit Geschichte hinter diesem Wort erklären könnten - sie benutzen dieses Wort also unbewusst!

* 'Diese Mail-Adresse wird nicht serviciert!' Heisst im übrigen Deutschen Sprachraum:
'Auf dieses E-Mail wird nicht geantwortet!'

* Ein Pensionist ist in Österreich dasselbe wie in der Schweiz ein Pensionär, was in Deutschland - also im zu gebrauchenden Standard etwa an Prüfungen - ein Rentner ist.

* In Norddeutschland wird eine Gesprächsdistanz anders empfunden als in Süddeutschland, Italien oder Spanien. Eine angenehme Distanz ist dort überall kürzer als in Norddeutschland. Wird sie nicht respektiert, wird das als Eindringen ins beanspruchte Territorium empfundenen und führt zu aggressiven Reaktionen. Bewusst wird das heute etwa in Interviews oder Diskussionsrunden im Fernsehen mit entsprechendem Bühnenbild provoziert.

* Die deutsche Sprache entwickelt sich beständig weiter. Weitere Deutschvarianten gäbe es zu benennen.
In den letzten zwei Jahrhunderten bestanden etwa solche bei Russland-, Rumänien- oder Amerika-Deutschen; seit Ende des II. Weltkrieges bis nach 1989 gab es solche stark in Ostdeutschland (ehemals DDR) oder existieren bis heute bei Auslandschweizer etwa in Nord- und Südamerika.

Solche Varianten wurden und werden gesprochen, geschrieben und sofort verstanden, aber von anderen nicht, weil sie demselben Kulturraum nicht angehören. Oft gab und gibt es Zeitungen, Literatur- und Sprachbücher, welche zu deren Erscheinungsdatum solche Differenzen gegenüber dem damals aktuellen Standarddeutsch erklären. Dieses ist aber ein historisches und oft ein für geschlossene Sprachgruppen "stehen gebliebenes" Deutsch.

* "...Wir kommen bei Gelegenheit auf unseren Entscheid zurück..." ist in seiner Aussage für einen Hörer oder Leser der Schweiz klar; jemand aus Deutschland wird nachfragen, was damit genau gemeint ist.

* Schimpft man in Österreich über einen Deutschen, benutzt man das Wort 'Pikee'; in der Schweiz 'Schwabe'.
Zuerst gilt heute beim Schweizer dieser, eigentlich geographische Begriff als 'pars pro toto' und als Schimpfwort für alle Bundesbürger. Aber korrekt angewandt bezeichnet dieser Begriff nur jemanden aus der badischen Region, die sich in einem breiten Streifen von Basel bis zum Bodensee entlang der Schweizer Grenze erstreckt.

* Viele Schweizer (als wären sie unter lauter Schweizer) sprechen Schweizerdeutsch Hochdeutsch aus. Sie wundern sich über Unverständnis von Bundesdeutschen, die nicht alles wirklich verstehen, etwa das Wort 'Bundesrat'. Schweizer fassen dieses Wort als etwas aus ihrer Exekutive und je nach Kontext anders auf: Einmal als 'pars pro toto' und dann als einzelner, ihrer Minister. Jemand aus der Bundesrepublik Deutschland lächelt anfänglich milde. In seinem politischen System entspricht der 'Bundesrat' einem Teil seiner Legislative und ist die Länderkammer als Ganzes. Der deutsche 'Bundeskanzler' existiert auch im Schweizer Parlament; nur schaut er dort nach den Bleistiften auf den Parlamentstischen.

* 'Der Butter' wird vom Deutschschweizer hochdeutsch ausgesprochen oder geschrieben immer als ein Brotaufstrich verstanden. Aber der Deutsche Standard dafür heisst 'die Butter'.

* Schweizer Sprecher vermeiden mit einem Zeitadverb oft das Futur, was für lateinische oder englische Sprecher schlechter und falscher Sprachgebrauch ist. In der Umgangssprache ist das auch im Standarddeutsch üblich, man macht damit aber eine stilistische Aussage!Also: 'Heute Abend gehe ich ins Kino!' Anstatt: 'Heute Abend werde ich ins Kino gehen!'

* Gebraucht man in einem Text besser 'auf der Post' oder 'bei der Post' gearbeitet? Für Schweizer ist erstes ausreichend - geistig sehen aber deutsche Sprecher dabei schweizerischer Sprecher schon auf einem Postdach stehen - also muss es im korrekten Deutsch 'bei einer Firma gearbeitet' lauten.

* Ein Zeitungsartikel (Die Zeit Nr. 6 vom 5. 2. 2015, S. 29.) beschreibt anfangs 1995 das Einkaufsverhalten im deutschen Grenzraum und die ökonomischen Folgen für beide Seiten. Schweizer Individualverbraucher oder Geschäftsleute (etwa lokale Gastwirte, die in Schweizer Franken abrechnen), reisten des günstigen Umtaschkurses wegen sogar von weiter her mit dem Zug nach Basel an, stiegen dort, für ihre Weiterreise mit dem Nahverkehr und in 'die Tram(bahn)' Nr.8 um und könnten mit ihr so bequem in das nahe deutsche Weil am Rhein vor die Ladentür fahren. In der Schweiz besteigt man für eine Fahrt mit einem Nahverkehrsmittel 'das Tram'.

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